Bundesbank

Von Alma Hassenzahl, Christian Schmiedel, Bo Mika Wagner

A: Übersicht

Die Deutsche Bundesbank wurde 1957 als Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main (Bundesbank 2025a). Insgesamt hat die Bundesbank drei Standorte in Frankfurt. In der Wilhelm-Epstein-Straße 14 befinden sich das Geldmuseum und zugehörige Schulungsräume. Die Zentrale liegt in der Mainzer Landstraße 46 und die Hauptverwaltung in der Taunusanlage 5.

Die Deutsche Bundesbank wurde am 26. Juli 1957 gegründet und am 1. Januar 1958 übernahm Karl Blessing das Amt des ersten Präsidenten (Bundesbank 2025b). Seitdem hat die Bundesbank eine zentrale Rolle in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik gespielt. 1972 wurde durch die Regierungen Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Luxemburgs und der Niederlande der Europäische Wechselkursverbund gegründet, der 1979 dann durch das Europäische Währungssystem ersetzt wurde. Im März 1979 trat das Europäische Währungssystem mit der Europäischen Währungseinheit European Currency Unit (ECU) in Kraft. Nach dem Mauerfall 1989 wurde die deutsche Währungsunion eingeführt und die D-Mark ersetzte im Juli 1990 die DDR-Mark (Bundesbank 2025b). Im Februar 1992 wurde der Maastrichter Vertrag unterzeichnet, welcher den Grundstein für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion legte. Die neugeschaffene Währung Euro wurde schließlich im Januar 2002 als gesetzliches Zahlungsmittel in anfänglich zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion eingeführt, die fortan federführend von der bereits 1998 gegründeten Europäischen Zentralbank (EZB) ausgegeben wird. 

Der aktuelle Vorstand der Bundesbank (Stand Mai 2025) besteht aus dem Präsidenten Dr. Joachim Nagel, der damit zugleich Mitglied des EZB-Rats ist, der Vizepräsidentin Dr. Sabine Mauderer, Burkhard Balz (zuständig für Bargeld, Digitaler Euro, Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme und dem Zentrum für internationalen Zentralbankendialog), Lutz Lienenkämper (zuständig für Personal, Compliance und Revision), Michael Theurer (zuständig für Banken, Finanzaufsicht und Finanzstabilität) sowie Dr. Fritzi Köhler-Geib (zuständig für Informationstechnologie, Risiko-Controlling, Daten, Statistik und das Forschungszentrum) (Bundesbank 2025c). 

Zu den wesentlichen Aufgaben der Deutschen Bundesbank zählt insbesondere die operative Umsetzung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Indem sie die Geldmenge und die Zinsen beeinflusst, trägt sie zur Sicherung der Preisstabilität in Deutschland bei. Eine niedrige Inflationsrate ist besonders wichtig für Sparer und Einkommensbezieher, die somit vor Vermögenseinbußen geschützt werden (Bundesbank 2025d). Eine weitere Aufgabe liegt in der Aufsicht über das Finanz- und Währungssystem, insbesondere der Bankenaufsicht. Die Bundesbank überwacht im Verbund mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute und versucht dadurch, die Stabilität des Finanzsystems zu erhalten und Finanzkrisen vorzubeugen. Darüber hinaus ist sie für die Bargeldversorgung der Wirtschaft zuständig, verwaltet die nationalen Währungsreserven und wickelt den Zahlungsverkehr ab.

B: Die Rolle der Bundesbank im Zuge des Brexits

Im Zuge der Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) (kurz: „Brexit“) im Jahr 2016 hat der Finanzplatz Frankfurt eine wichtige Rolle bei den Veränderungen des europäischen Finanzsystems gespielt (Frankfurter Rundschau 2023). Nach dem Brexit wurde Frankfurt immer häufiger als bevorzugter Standort für internationale Finanzunternehmen gewählt. Besonders Banken aus Großbritannien entschieden sich für Frankfurt, da sie nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU einen Zugang zum europäischen Binnenmarkt benötigten. Denn Frankfurt gilt durch die Präsenz von Bundesbank und EZB zu Recht als das Zentrum der geldpolitischen Steuerung und Finanzaufsicht in Europa. 

Nach dem Brexit entstanden verschiedene finanzielle und wirtschaftliche Auswirkungen, die die Deutsche Bundesbank dazu veranlassten, unterschiedliche Maßnahmen zu ergreifen. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank konnte die Stabilität des Finanzsystems erhalten bleiben. Damit die Finanzmärkte auch nach dem Brexit weiterhin reibungslos funktionieren, war es wichtig, genau auf mögliche Risiken zu achten. Beispiele für diese Maßnahmen der verstärkten Marktaufsicht sind die Beobachtung von Liquidität und Kreditrisiken (Bundesbank 2020). Außerdem sorgte die Deutsche Bundesbank dafür, dass der Umzug einer Bank nach Deutschland reibungslos verläuft, und stand im engen Austausch mit den ausländischen Banken. Die Bundesbank war hierbei ein wichtiger Ansprechpartner für die Banken. Sie adressierte aber auch mögliche mit dem Brexit verbundene Risiken. Durch diese Maßnahmen wurde der Finanzplatz Frankfurt substantiell gestärkt und mögliche Unsicherheiten vermindert (Bundesbank 2020). 

Nach dem Brexit wurde Frankfurt zu einem noch stärkeren wirtschaftlichen Standort, was vielfältige und weitreichende Auswirkungen hatte. Durch die Ansiedlung vieler neuer Büros internationaler Banken entstanden in Frankfurt zahlreiche neue Arbeitsplätze, und die Beschäftigung in der Finanzbranche stieg deutlich an. Dies wiederum hatte zum Beispiel Auswirkungen auf die Immobilienmärkte, indem die Nachfrage nach hochwertigen Büros drastisch anstieg (Möbert u.a. 2016).

Bei der Überwachung und Regulierung der Großbanken, die nach dem Brexit ihren Sitz von London nach Frankfurt verlegten, agierte die Bundesbank im Verbund mit der EZB. Durch diese Zusammenarbeit konnte das Risiko von Störungen im Zahlungsverkehr in der Übergangsphase nach dem Brexit minimiert werden. Dieses Risiko entstand dadurch, dass viele britische Finanzinstitute durch den Brexit nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes waren und somit die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen in der EU ohne zusätzlichen Genehmigungen anzubieten, wegfiel. Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Wechselkursschwankungen zwischen dem Euro und dem britischen Pfund. Auf den Finanzmärkten kam es zu erhöhter Volatilität und Investoren waren zunächst eher zögerlich (FAZ 2020). 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frankfurt während der Zeit des Brexits eine zentrale Rolle als Finanzplatz eingenommen hat. Für Banken war die Stadt ein attraktiver Standort, was dazu führte, dass viele Unternehmen dorthin umgezogen sind. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank, die durch ihre Rolle während des Brexits für Stabilität auf den Märkten und eine Minimierung der Risiken gesorgt haben.

C: Politikwissenschaftliche Perspektiven auf die Rolle der Bundesbank im Zuge des Brexits

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union stellte nicht nur die gesamte Union und ihre Mitgliedstaaten, sondern auch zentrale finanzpolitische Institutionen wie die Deutsche Bundesbank vor tiefgreifende politische und wirtschaftliche Herausforderungen. Mit dem Brexit haben sich im europäischen Finanzsystem einige Veränderungen ergeben, und die Akteure mussten zum Teil neue Rollen übernehmen. Besonders die Rolle der Bundesbank hat sich gewandelt, was heute verschiedene politikwissenschaftliche Fragen aufwirft. Diese Fragen betreffen die wirtschaftspolitische Koordination in der EU, die Stabilität des europäischen Finanzsystems und die institutionelle Rolle der Bundesbank im Zusammenspiel mit der Europäischen Zentralbank (EZB).

Der Brexit symbolisiert den Wunsch Großbritanniens nach Identität und die Rückgewinnung nationaler Kontrolle über politische und wirtschaftliche Entscheidungen. Das stellt auch die EU und ihre Mitgliedstaaten vor die Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen supranationalen Strukturen und nationalen Interessen zu finden.

Die Rolle der Bundesbank im europäischen Finanzsystem 

Die Bundesbank ist als Zentralbank Deutschlands Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB). Zu ihren Aufgaben gehören die Geldpolitik, die Stabilität des Finanz- und Währungssystems sowie die Bankenaufsicht. Der Brexit hat die Finanzarchitektur in der EU grundlegend verändert, da Großbritannien, insbesondere London, ein besonders wichtiger Finanzplatz ist. Durch den Austritt Großbritanniens musste die Zusammenarbeit zwischen der Bundesbank und der EZB neu bewertet werden.

Der Wegfall Londons als globaler Finanzknotenpunkt stärkte die Rolle der EZB, da viele Finanzaktivitäten und Kapazitäten nach Frankfurt verlagert wurden. Die EZB wurde dadurch noch wichtiger bei der Regulierung und Überwachung des Finanzsystems. Die Bundesbank, die zuvor für ihre unabhängige Perspektive auf die europäische Geldpolitik bekannt war, musste sich noch stärker an die Entscheidungen der EZB anpassen.

Infolge des Brexit wurde die Zusammenarbeit zwischen Bundesbank und EZB intensiviert, was auch eine Verlagerung von Kompetenzen auf die europäische Ebene bedeutete. Die Bundesbank musste ihre Kapazitäten in der Bankenaufsicht erweitern, da viele internationale Banken ihre Standorte nach Frankfurt verlegten. Dabei arbeitete sie eng mit der EZB im Rahmen des Einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus (SSM) zusammen, wobei die Bundesbank operative Aufgaben übernahm und strategische Entscheidungen bei der EZB lagen.

Finanzmarktstabilität und Bankenaufsicht 

Der Finanzplatz London hat nach dem Brexit „[…] deutlich an internationaler Bedeutung eingebüßt“ (Mauderer 2024). Der Brexit hat somit gezeigt, wie wichtig der gemeinsame Binnenmarkt für die (Finanz-)Wirtschaft ist. Schätzungen zufolge verringert der Austritt Großbritanniens aus dem Binnenmarkt die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes um etwa 6 Prozent (Süddeutsche Zeitung 2024). 

Als Teil des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) ist die Bundesbank an der Regulierung und Überwachung von Banken beteiligt und muss sicherstellen, dass britische Finanzinstitute weiterhin die EU-Standards erfüllen, damit sie trotz des Brexits am Binnenmarkt teilnehmen können. Der Brexit hat insgesamt den Druck erhöht, innerhalb der EU einheitliche Standards durchzusetzen. Das ist wichtig, um mit Drittstaaten wie Großbritannien zusammenzuarbeiten und die Finanzstabilität zu sichern. Besonders im Bereich des Clearings von Euro-Derivaten wurde die Abhängigkeit von London deutlich, was Schwachstellen im europäischen System offenbart hat. Clearing-Häuser sollten nach Frankfurt verlegt werden, da „[…] eine kooperative Aufsicht von Behörden verschiedener Rechtsräume im Fall des Euro-Clearings möglicherweise nicht ausreicht“ (Väth 2018, 25). Die Bundesbank musste die Verlagerung ebensolcher Finanzaktivitäten nach Frankfurt eng begleiten und gleichzeitig das Vertrauen in die Stabilität des Eurosystems sichern. 

Der Brexit hatte zudem direkte Auswirkungen auf die Stabilität des Euro, weil Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Folgen den Währungsraum belasteten. Die Bundesbank musste zusammen mit der EZB kurzfristige Maßnahmen wie Marktinterventionen und Zinsanpassungen ergreifen, um den Euro zu stabilisieren und das Vertrauen in die Währung zu erhalten. 

Fazit 

Der Brexit hat den Wettbewerb zwischen europäischen Finanzplätzen wie Frankfurt, Paris und Amsterdam verschärft. Frankfurt konnte dabei einige Vorteile gewinnen, zum Beispiel durch die Verlagerung von Bankaktivitäten wie JPMorgan oder Goldman Sachs und durch die Nähe zur EZB sowie die vorhandene Infrastruktur wie Eurex Clearing. Politikwissenschaftlich stellt sich die Frage, wie viel nationale Förderung eines Finanzplatzes innerhalb der EU möglich ist, ohne Konflikte mit anderen Mitgliedstaaten zu verursachen. Es besteht eine historische Chance für Frankfurt, da London durch den Brexit an Bedeutung verloren hat. Der Brexit zeigt auch, dass Institutionen wie die Bundesbank flexibler auf Krisen reagieren müssen, um die langfristige Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Es ist wichtig, eine Balance zwischen nationalen Interessen und europäischer Integration zu finden. Zudem wird es immer wichtiger, die europäische Finanzarchitektur widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks zu machen und die politische Kommunikation zu stärken, um das Vertrauen der Bevölkerung in supranationale Institutionen zu fördern. Der Brexit bleibt ein bedeutendes Ereignis, das die Rolle der Bundesbank und ihre Handlungsfelder nachhaltig beeinflusst. Die Fragen zur langfristigen Stabilität des Eurosystems und der europäischen Integration werden die Arbeit der Bundesbank auch in Zukunft prägen.

Quellenverzeichnis

Bundesbank. 2020. Der Brexit und seine Folgen für den Finanzsektor. 31. Januar 2020. https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/der-brexit-und-seine-folgen-fuer-den-finanzsektor-824572

Bundesbank 2025a. Organisation. Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank. https://www.bundesbank.de/de/bundesbank/organisation

Bundesbank. 2025b. Geschichte. Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank. https://www.bundesbank.de/de/bundesbank/geschichte

Bundesbank 2025c. Vorstand. Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank. https://www.bundesbank.de/de/bundesbank/organisation/vorstand

Bundesbank. 2025d. Geldpolitik. Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank. https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/geldpolitik

FAZ. 2020. EU-Austritt: Brexit-Sorgen belasten den Pfund-Kurs. 9. September 2020. https://www.faz.net/aktuell/finanzen/eu-austritt-brexit-sorgen-belasten-den-pfund-kurs-16945295.html.

Frankfurter Rundschau. 2023. Brexit stützt Finanzplatz Frankfurt. 12. Juli 2023. https://www.fr.de/frankfurt/brexit-stuetzt-finanzplatz-12175329.html

Mauderer, Sabine. 2024. „Europa ist unter Druck“ – Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. https://www.bundesbank.de/de/presse/interviews/-europa-ist-unter-druck–946918

Möbert, Jochen, u.a. 2016. Krümel oder Kuchen – wie stark profitiert Frankfurts Immobilienmarkt vom BREXIT? Deutsche Bank Research, 28. November 2016. 

Süddeutsche Zeitung. 2024. Brexit kostet jährlich 140 Milliarden Pfund. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/brexit-sadiq-khan-eu-austritt-kosten-1.6331500.

Väth, Hubertus. 2018. Der Brexit und die Folgen für Frankfurt. In: Zeitschrift für das Gesamte Kreditwesen 71 (13): 25–27.

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